Schematherapie – alte Muster verstehen und verändern
Die Schematherapie ist ein moderner, weiterentwickelter Ansatz aus der Verhaltenstherapie. Sie verbindet Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie mit Erkenntnissen aus Bindungsforschung, Gestalttherapie und Tiefenpsychologie.
Im Mittelpunkt steht die Frage:
Warum wiederholen wir immer wieder dieselben Muster – selbst wenn sie uns schaden?
Wie entstehen Schemata?
Jeder Mensch entwickelt im Laufe seiner Kindheit und Jugend bestimmte Grundmuster des Denkens, Fühlens und Handelns, sogenannte Schemata.
Sie entstehen vor allem durch frühe Erfahrungen mit Bezugspersonen.
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Wenn unsere Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Liebe, Anerkennung oder Autonomie erfüllt wurden, entwickeln wir gesunde Muster.
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Wenn diese Bedürfnisse jedoch dauerhaft verletzt oder nicht ausreichend beachtet wurden, können sich ungünstige, hinderliche Muster entwickeln.
Diese Muster wirken oft unbewusst weiter und beeinflussen:
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wie wir uns selbst sehen,
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wie wir Beziehungen gestalten,
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und wie wir auf Belastungen reagieren.
Typische „Lebensfallen“
Manche dieser Schemata können sich wie Lebensfallen anfühlen. Beispiele sind:
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Verlassenheit: die ständige Angst, alleine gelassen zu werden.
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Unzulänglichkeit / Scham: das Gefühl, „nicht gut genug“ zu sein.
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Unterwerfung: sich stets den Bedürfnissen anderer anzupassen.
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Überhöhte Standards: sehr hohe Erwartungen an sich selbst, die nie erfüllt werden können.
Diese Muster können im Erwachsenenalter zu wiederkehrenden Konflikten, Krisen oder psychischen Belastungen führen – selbst wenn wir uns bewusst Veränderung wünschen.
Schematherapie in der Praxis
In der Schematherapie geht es darum, diese alten Muster bewusst zu machen und neue, gesunde Wege einzuüben.
Die Therapie arbeitet dabei auf mehreren Ebenen:
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Erkennen – hinderliche Schemata und typische Verhaltensweisen identifizieren.
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Verstehen – die Ursprünge und die Funktion dieser Muster nachvollziehen.
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Verändern – neue Strategien entwickeln, die eigenen Bedürfnisse besser zu erfüllen.
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Stärken – gesunde Anteile und Selbstfürsorge fördern.
Es werden unterschiedliche Methoden genutzt: Gespräche, Arbeit mit inneren Bildern, Rollenspiele und das Erarbeiten neuer Denk- und Verhaltensweisen mithilfe der ACT-Therapie.
Ziel der Schematherapie
Das Ziel ist es, sich von alten „Lebensfallen“ zu lösen und stattdessen:
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mehr Selbstakzeptanz zu entwickeln,
- die Stärkung des gesunden Erwachsenenanteils,
- das Lösen alter Denk- und Verhaltensmuster,
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gesündere Beziehungen zu gestalten,
- eine bessere Emotionsregulation zu entwickeln,
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innere Bedürfnisse wahrzunehmen,
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und freier, selbstbestimmter handeln zu können.
So entsteht Schritt für Schritt ein Leben, das nicht mehr von alten Mustern, sondern von bewussten Entscheidungen geprägt ist.
Behandlungsschwerpunkte der Schematherapie
Die Schematherapie unterstützt Menschen mit langanhaltenden Schwierigkeiten, die oft aus frühen Lebenserfahrungen stammen. Typische Einsatzbereiche sind:
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Persönlichkeitsstörungen (z. B. Borderline, narzisstisch, vermeidend)
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Chronische Depressionen
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Angststörungen (z. B. soziale Phobie, generalisierte Angst)
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Zwangsstörungen
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und komplexe Traumatisierungen
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Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Binge-Eating)
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Suchtprobleme
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Schwierigkeiten in Beziehungen
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Selbstwert- und Identitätsprobleme